EU-Freizonen: Was bieten sie für Unternehmen?
Freihandelszonen sind eine zunehmend beliebte Lösung zur Erleichterung des Welthandels. Es gibt heute weltweit über 5.000 solcher Zonen und Schätzungen zufolge entfallen bis zu 20 Prozent des Welthandels darauf. Viele dieser Zonen befinden sich in Entwicklungs- und Schwellenländern, aber es gibt sie auch in Industrieländern. In der EU sind diese Systeme als Freizonen bekannt und können Unternehmen, die Waren aus Nicht-EU-Staaten in die EU einführen, eine Reihe von Vorteilen bieten.
Was genau können Freizonen den Unternehmen bieten und was müssen Firmen wissen, um die Vorteile nutzen zu können?
Was sind EU-Freizonen?
Freizonen sind besondere Bereiche innerhalb des Zollgebiets der EU, die es Unternehmen ermöglichen, Waren in die EU einzuführen, ohne Einfuhrzölle oder andere Steuern zahlen zu müssen, während andere handelspolitische Maßnahmen ebenfalls nicht gelten. Sie entsprechen in etwa ähnlichen Regelungen in anderen Ländern der Welt, wie etwa den Freihandelszonen in den USA.
Jeder Mitgliedstaat kann eine Freizone einrichten, sofern dies der Europäischen Kommission mitgeteilt wird. Dabei sind die einzelnen Nationalstaaten frei in der Festlegung der spezifischen Anforderungen an diese Zonen, einschließlich der Art der zulässigen Waren und der Tätigkeiten, die daran vorgenommen werden dürfen. Es ist daher wichtig für jedes Unternehmen, das die Vorteile dieser Zonen nutzen möchte, sich mit den lokalen Gesetzen vertraut zu machen.
Wo befinden sich die EU-Freizonen?
Stand 2023 gibt es 62 aktive Freizonen in der EU. Hier ist eine leichter Rückgang gegenüber den Vorjahren zu verzeichnen. Im Jahr 2007 beispielsweise gab es 78 – wobei einige Länder wie die Tschechische Republik und Deutschland die Anzahl ihrer Zonen deutlich reduziert haben. Einige andere Mitgliedstaaten, wie Italien und Spanien, haben sich diesem Trend jedoch widersetzt und die Zahl der Freizonen in den letzten Jahren erhöht.
Derzeit verfügen 18 der 27 EU-Mitgliedsstaaten über aktive Freizonen; in zwei weiteren (Ungarn und Zypern) gibt es lediglich inaktive Zonen. Die EU-Länder ohne Freizone sind Österreich, Belgien, Finnland, Irland, die Slowakische Republik, Schweden und die Niederlande.
Wie funktionieren Freizonen?
Freizonen ermöglichen Unternehmen die Einfuhr von Nicht-EU-Waren in das Gebiet der EU, ohne die üblichen Einfuhrzölle, Steuern oder für sonstige Maßnahmen zahlen zu müssen, solange die Waren in der ausgewiesenen Zone verbleiben. Auf diese Weise können Waren gelagert oder weiterverarbeitet werden, bevor sie in den gesamten EU-Markt gelangen (wobei dann noch ausstehende Zölle zu entrichten sind), oder sie können in ein anderes besonderes Verfahren überführt werden, z. B. in die aktive Veredelung, die vorübergehende Verwendung oder die besondere Verwendung. Waren können auch ohne Entrichtung von Steuern aus der EU wiederausgeführt werden.
EU-Waren können auch zur Lagerung, Verwendung oder Verarbeitung in diese Freizonen befördert werden. Dadurch können Unternehmen Waren veredeln oder Herstellungsvorgänge durchführen, für die sowohl EU- als auch Nicht-EU-Bestandteile benötigt werden, ohne Zölle zahlen zu müssen, bis die fertigen Produkte aus der Zone versandt oder ausgeführt werden.
Vorteile der EU-Freizonen
Durch Freizonen können Unternehmen eine Reihe von Steuern aufschieben oder vermeiden, wodurch sie ihren Cashflow besser steuern und Waren näher an ihrem endgültigen Bestimmungsort vorhalten können. Sie sind damit in der Lage, schneller auf ein schwankendes Angebot und eine schwankende Nachfrage reagieren zu können.
Zwar weisen Untersuchungen der Europäischen Kommission darauf hin, dass der gesamtwirtschaftliche Nutzen von Freizonen in den einzelnen EU-Ländern unterschiedlich ausfällt, jedoch fördern diese Gebiete die Gründung von Unternehmen und tragen durch neue Branchen und Tätigkeiten zur Diversifizierung bei. Insgesamt wurde festgestellt, dass die Nutzung von Freizonen bis zu 19 Prozent des jährlichen regionalen BIP und bis zu sechs Prozent der regionalen Investitionen ausmacht.