Im Juli ist es vier Jahre her, dass die USA eine Reihe von Zöllen auf verschiedene chinesische Importe eingeführt haben. Die von der Regierung von Präsident Donald Trump auf der Grundlage von Section 301 des Handelsgesetzes von 1974 eingeführten Zölle sehen Abgaben von bis zu 25 Prozent auf eine Vielzahl von Waren vor, darunter Autos, Stahl und landwirtschaftliche Erzeugnisse.
Am stärksten betroffen sind jedoch Technologieprodukte, da China ein wichtiger Lieferant dieser Produkte für die USA ist. Welche Folgen hat das nun vier Jahre später für diesen Teil der US-Wirtschaft?
Neuer Bericht zeigt Kosten der Zölle auf
Das Ausmaß der Auswirkungen der Zölle auf den US-Tech-Sektor wurde in einem aktuellen Bericht der Consumer Technology Association (CTA) aufgezeigt. Darin wird geschätzt, dass die Importeure zwischen der Einführung der neuen Regeln Mitte 2018 und 2021 zusätzliche Zölle in Höhe von 32 Milliarden US-Dollar gezahlt haben.
Dem Bericht zufolge sind verbundene Geräte, Router, Kabel, Computer und Zubehör die am stärksten von den Zöllen nach Section 301 betroffenen Waren, auf die rund ein Drittel der Gesamtkosten entfällt.
In einem Umfeld, in dem die Preise in allen Sektoren steigen, sind die US-Technologieunternehmen laut Bericht nicht mehr in der Lage, diese zusätzlichen Kosten aufzufangen, ohne sie an die Kunden weiterzugeben. Infolgedessen stellte die CTA fest: „Für die amerikanischen Verbraucher bedeutet dies, dass die Technologie, die sie lieben und auf die sie sich verlassen haben, weniger zugänglich und weniger erschwinglich ist.“
Ed Brzytwa, Vizepräsident für internationalen Handel bei der Organisation, sagte: „Es ist klar, dass die Zölle im Umgang mit China nicht effektiv waren und stattdessen den US-Unternehmen und Verbrauchern schaden."
Wie haben sich die Maßnahmen auf die Lieferketten ausgewirkt?
Im CTA-Bericht wird auch darauf hingewiesen, dass die Einführung der Zölle dazu geführt hat, dass sich amerikanische Importeure für technische Produkte an andere Länder wenden. Er stellte fest, dass die Einfuhren aus Ländern wie Vietnam, Taiwan, Südkorea und Malaysia seit der Einführung der neuen Regelung gestiegen sind.
Indessen sind die Einfuhren von Technologiegütern aus chinesischer Produktion, die direkt von den Zöllen betroffen sind, in den letzten dreieinhalb Jahren um 39 Prozent zurückgegangen. Insgesamt sank der Anteil der aus China stammenden US-Technologieimporte von 32 Prozent im Jahr 2017 auf 17 Prozent im Jahr 2021.
Die CTA behauptet, dies könne direkt auf die Zölle zurückgeführt werden, da es keinen entsprechenden Rückgang der Einfuhren chinesischer Waren außerhalb des Anwendungsbereichs von Section 301 gegeben hat. Im Bericht wird sogar festgestellt, dass im Jahr 2021 84 Prozent der US-Tech-Importe, die nicht unter die Zölle fallen, aus China stammen – die gleiche Zahl wie im Jahr 2017.
Wird die Regierung Biden die Zölle abschaffen?
Die Regierung von Präsident Joe Biden denkt schon seit einiger Zeit über die Aufhebung der von Trump eingeführten Zölle nach. Das Büro des US-Handelsbeauftragten bittet derzeit im Rahmen seiner vierjährigen Überprüfung der Vorschriften um Stellungnahmen von interessierten Parteien.
Brzytwa sagte, die Aufhebung dieser Zölle wäre angesichts des derzeitigen Drucks auf die Wirtschaft besonders vorteilhaft, vor allem bei der Bekämpfung der steigenden Lebenshaltungskosten. Er erklärte, dass die Rücknahme der Zölle unter Section 301 dazu beitragen würde, die „zügellose und schädliche Inflation“ einzudämmen und die Kosten für die amerikanischen Verbraucher zu senken.
In der US-Regierung hat dies eine gewisse Unterstützung gefunden, da Finanzministerin Janet Yellen Anfang des Jahres andeutete, dass dies in Erwägung gezogen wird. Sie sagte: „Das ist eine Überlegung wert. Zur Bekämpfung der Inflation wollen wir auf jeden Fall alles tun, was wir können, und es gäbe einige wünschenswerte Effekte. Das ist etwas, das wir in Betracht ziehen.”
An anderer Stelle wird in einem Bericht des Peterson Institute for International Economics geschätzt, dass die Abschaffung der Zölle aus der Trump-Ära für alle Produktlinien – nicht nur die Zölle unter Section 301 auf in China hergestellte Technologiegüter – die Inflation in den USA um bis zu 1,3 Prozentpunkte senken könnte.
Diese Studie wurde jedoch von der US-Handelsbeauftragten Katherine Tai angezweifelt, die sie als „eine Mischung aus Fiktion und interessanter akademischer Übung“ bezeichnete. Sie sagte zwar auch, dass Zölle ein Faktor seien, den man in Betracht ziehen könne, um die Inflation zu senken, doch stünden sie nicht an erster Stelle, da die Regierung eine längerfristige Perspektive einnehmen müsse.