Der globale Handel war in letzter Zeit großen Veränderungen unterworfen und eine der folgenreichsten ist der zunehmende Handelskrieg zwischen den USA und China.
Während die Weltwirtschaft auch weiterhin unter Herausforderungen wie hoher Inflation leidet, hat eine wachsende Zahl von Zöllen und Exportkontrollen zu einer deutlichen Verringerung des bilateralen Handels zwischen den beiden Ländern geführt.
Dies hat Möglichkeiten für andere Handelsbeziehungen eröffnet, wobei sich der Handel zwischen den USA und Mexiko als einer der größten Nutznießer erwiesen hat. Die grenzüberschreitenden Ein- und Ausfuhren sind in den letzten Jahren aufgrund der Umsetzung des Freihandelsabkommens USMCA im Jahr 2020 erheblich gestiegen. Es lag nahe, dies als Wechsel bei der Warenbeschaffung der USA in absehbarer Zukunft zu deuten, der Veränderungen in der Weltwirtschaft widerspiegeln könnte.
Mexiko festigt seine Stellung als wichtigster Handelspartner der USA
Heute schätzt man, dass Mexiko nun China als größten Handelspartner der USA abgelöst hat. Zahlen der Federal Reserve Bank of Dallas zufolge machte der Handel mit Mexiko in den ersten vier Monaten des Jahres 15,4 Prozent der von den USA exportierten und importierten Waren aus, verglichen mit 15,2 Prozent bei Kanada und 12 Prozent bei China.
Ein wesentlicher Faktor dafür sind die Auswirkungen des USMCA, das nun bereits im dritten Jahr besteht. In einem Artikel für die Zeitung „The Hill“ haben der Direktor des Mexiko-Instituts Andrew Rudman und der Direktor des Kanada-Instituts Christopher Sands kürzlich darauf hingewiesen, dass der Gesamthandel zwischen den USA und deren beiden USMCA-Partnern im Jahr 2022 einen Wert von 1,78 Billionen US-Dollar erreicht hat. Dies stellt einen Anstieg von 27 Prozent gegenüber dem Wert vor dem USMCA dar.
Im Vergleich dazu stieg der gesamte Handel der USA mit China im selben Zeitraum um nur 20 Prozent. Dieser wurde durch zusätzliche Zölle behindert, da etwa zwei Drittel der US-Einfuhren aus China (66,4 Prozent) von Zöllen betroffen sind. Der durchschnittliche US-Zoll auf Importe aus China beträgt 19,3 Prozent und gilt für ein Handelswert von 335 Milliarden Dollar.
Dies hat Mexiko als nach wie vor wichtigem Produktionsstandort für die USA erhebliche Chancen eröffnet, wobei der Automobilsektor zum größten Nutznießer gehört.
Rückkehr zur Regionalisierung des Handels?
Luis Torres, leitender Wirtschaftswissenschaftler bei der Federal Reserve Bank of Dallas, wies ebenfalls darauf hin, dass der wachsende Handel zwischen den USA und Mexiko auch eine Abkehr von einem globalen Handelsansatz in Richtung einer Strategie zur stärkeren Regionalisierung bedeutet.
Er stellte beispielsweise fest, dass das sogenannte „Nearshoring“ – die Verlagerung von Lieferketten in Länder, die sowohl geografisch als auch politisch stärker mit den USA verbunden sind – während der Corona-Pandemie aufgrund höherer Kosten für den Transport von Waren über den Pazifik zugenommen hat.
Seitdem hat sich diese Zunahme jedoch mit den steigenden Erwartungen der Verbraucher an eine schnelle Auslieferung noch fortgesetzt – ein Trend, den die Nachrichtenseite „Business Insider“ als „Amazon-Prime-Effekt“ beschrieb – und dies hat sich besonders günstig auf die Beziehungen zwischen den USA und Mexiko ausgewirkt.
Zwar stützt sich die Zunahme des „Nearshoring“ eher auf nicht repräsentative Einzelberichte, doch sagte Torres: „Der zunehmende Protektionismus und die damit verbundene Industriepolitik stehen im Einklang mit weniger globalem Handel, mehr regionalem Handel, sowie „Nearshoring“ und der Rückverlagerung von Auslandsproduktion („Reshoring“).“
Perspektiven für zukünftiges Wachstum
Mehrere Kommentatoren und Politiker weisen daher auf eine vielversprechende Zukunft für den Handel zwischen den USA und Mexiko hin. So hat Henry Cuellar, Mitglied des US-Repräsentantenhauses, kürzlich angedeutet, dass der bilaterale Handel zwischen den beiden Ländern bis 2030 sogar ein Volumen von bis zu einer Billion Dollar erreichen könnte, ein Anstieg um 779 Milliarden Dollar im Vergleich zum Jahr 2022.
Dies soll noch durch erhöhte Investitionen in die Infrastruktur zur Unterstützung des grenzüberschreitenden Handels angekurbelt werden. Der Kongressabgeordnete Cuellar sprach anlässlich der Grundsteinlegung für einen neuen Logistik- und Industriepark in der texanischen Grenzstadt Roma. Die Zoll- und Grenzschutzbehörde der USA hat in den letzten Jahren einen starken Anstieg des Handels über den Grenzübergang von Roma verzeichnet, wobei die Zahl der Lkw-Ankünfte von etwa 23 pro Tag auf ca. 200 gestiegen ist.
Beim USMCA bleiben noch einige Fragen zu klären, denn zwischen den USA und Mexiko entstehen Streitigkeiten über die Ursprungsregeln für Autoteile sowie die Landwirtschafts- und Energiepolitik. Rudman und Sands warnten, die öffentliche Unterstützung für das Freihandelsabkommen könne schwinden, wenn diese Fragen ungelöst bleiben oder wenn die Regierungen ungünstige Erkenntnisse der USMCA-Gremien ignorieren.