EU betont Nutzen von Freihandelsabkommen in Höhe von 1 Billion Euro

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Aus einem neuen Bericht geht hervor, dass die Ausfuhren der EU an ihre Freihandelsabkommenspartner im Jahr 2021 die Marke von 1 Billion Euro überschritten haben.


In einem neuen Bericht der Europäischen Kommission werden die Vorteile hervorgehoben, die der EU aus Freihandelsabkommen mit Ländern in aller Welt erwachsen. Demnach haben überstiegen die Ausfuhren der 27 Mitgliedstaaten an ihre Präferenzpartner im Jahr 2021 erstmals die Marke von einer Billion Euro.

Im zweiten Jahresbericht der Kommission, in dem die Umsetzung und Durchführung von EU-Handelsabkommen untersucht wird, werden auch einige der Bemühungen zum Abbau von Handelshemmnisse vorgestellt. Besonders wird die Rolle der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bei der Förderung von Importen und Exporten in der EU hervorgehoben.

Ein Rekordjahr für den EU-Handel

Im Jahr 2021 hat die EU nicht nur erstmals die Marke von 1 Billion Dollar bei den Exporten überschritten, sondern auch Waren im Wert von 800 Milliarden Euro von ihren Präferenzpartnern importiert. Insgesamt machten die 42 Präferenzabkommen, die von der EU mit 74 Ländern geschlossen wurden, im vergangenen Jahr 44 Prozent des EU-Handels aus. Es wird erwartet, dass dieser Anteil in naher Zukunft auf 47,4 Prozent steigen wird, wenn die Abkommen in Kraft treten, die derzeit verabschiedet oder ratifiziert werden.

Größter präferenzieller Handelspartner der EU im Jahr 2021 war das Vereinigte Königreich mit einem Anteil von 23 Prozent am Handel. Danach folgten die Schweiz (15 Prozent), die Türkei (acht Prozent) sowie Norwegen und Japan (jeweils sieben Prozent). 

Festgestellt wurde auch, dass im Jahr 2020 94 Prozent aller EU-Exporteure kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind, was einer Zahl von etwa 631.000 Unternehmen entspricht.

Der Vizepräsident der Kommission und Handelskommissar Valdis Dombrovskis sagte, der Bericht sei eine „willkommene Nachricht“, insbesondere angesichts der großen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen, vor denen die EU derzeit steht.

„Er zeigt, dass unsere EU-Handelsstrategie Früchte trägt“, fügte er hinzu. „Wir haben mehr Hindernisse zum Marktzugang beseitigt und konnten unsere KMU besser unterstützen. Unser Hauptaugenmerk liegt nun auf dem Ausbau des breiten Netzes von Handelsabkommen der EU.“

Auf regionaler Ebene stiegen die EU-Ausfuhren nach Mittelamerika zwischen 2020 und 201 um 23 Prozent, während die Einfuhren um 18 Prozent zunahmen. In Ostasien war Singapur wichtigstes Ziel für EU-Erzeugnisse, wobei die Ausfuhren in den Stadtstaat im Vergleich zum Vorjahr um 13 % stiegen. Vietnam war mit einem Zuwachs von 12 Prozent größter Importpartner der EU in der Region.

Fortschritte bei Streitigkeiten

Im Bericht werden auch die Fortschritte hervorgehoben, die bei der Beseitigung von Handelshemmnissen, einschließlich Zöllen und anderen Beschränkungen, erzielt worden sind. Im Jahr 2021 wurden 39 solcher Hemmnisse teilweise oder vollständig beseitigt, sechs mehr als im Jahr 2020.

Dazu gehörte, dass Kanada die harmonisierten EU-Vorschriften zur Geflügelzertifizierung akzeptiert hat und die EU im September 2022 wieder Schweine- und Geflügelfleisch nach Südkorea exportieren konnte, nachdem das asiatische Land die strengen Maßnahmen der EU zur Bekämpfung von Ausbrüchen der Afrikanischen Schweinepest anerkannt hatte.

Japan hat 28 geschützte geografische Angaben der EU anerkannt, unter anderem für Fleischerzeugnisse, Käse und Öle. Im Gegenzug akzeptierte die EU 28 zusätzliche japanische Ursprungsbezeichnungen für landwirtschaftliche Erzeugnisse und Meeresprodukte.

Die EU-Verordnung zu Handelshemmnissen trug auch zur Beilegung von Differenzen mit Mexiko über Tequila-Exporte bei, während die Welthandelsorganisation bei Streitigkeiten mit dem Vereinigten Königreich über Windenergie, mit den USA über Aluminium und mit der Türkei über Arzneimittel Fortschritte erzielen konnte. 

Als Folge der Bemühungen zur Streitbeilegung zwischen 2015 und 2021, durch die Handelshemmnisse beseitigt wurden, lagen die Gesamtausfuhren der EU im Jahr 2021 um 7,2 Milliarden Euro höher als sie es sonst gewesen wären.

Was bringen die kommenden Jahre für die EU-Freihandelsabkommen?

Die nächsten Schritte der EU werden darin bestehen, die Freihandelsabkommen mit anderen Ländern auf der ganzen Welt weiter voranzutreiben. Zu den großen Volkswirtschaften, mit denen die EU derzeit über Präferenzabkommen verhandelt, gehören Indien und Indonesien. Die Bemühungen um die abschließende Ratifizierung eines Abkommens mit der südamerikanischen Mercosur-Gruppe – das bereits 2019 im Grundsatz vereinbart wurde, aber noch nicht umgesetzt ist – könnten jedoch auf absehbare Zeit stillstehen.

Die Erlangung eines Freihandelsabkommens mit Australien ist für die EU ebenfalls eine wichtige Priorität. Verhandlungen darüber laufen bereits seit 2018 und wurden kürzlich nach der Wahl einer neuen Regierung in Canberra Anfang des Jahres wieder aufgenommen, die sich wohl stärker an der EU-Politik orientiert. 

Ein Schwerpunkt eines solchen Abkommens werden weniger Beschränkungen für die Einfuhr von Rohstoffen sein. Derzeit bezieht die EU 24 Prozent ihrer kritischen Rohstoffe von präferenziellen Handelspartnern, doch könnte dieser Anteil auf 46 Prozent steigen, wenn ein Freihandelsabkommen mit Australien vereinbart wird.

Dombrovskis sagte: „Wir konzentrieren uns jetzt auf die Erweiterung des breiten Netzes an EU-Handelsabkommen, das in dieser Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit eine entscheidende Rolle für das Wachstum unserer Volkswirtschaften spielt und unseren Exporten einen privilegierten Zugang zu wichtigen Märkten sichert.“

Er fügte hinzu, dass diversifizierte Lieferketten und die Zusammenarbeit mit verlässlichen globalen Partnern in einer sich verändernden geopolitischen Landschaft wichtiger denn je seien.