Mit welchen Maßnahmen planen europäische Unternehmen ihren Handel mit ASEAN zu intensivieren?

News | Actualités 7 Oktober 2016

Das globale wirtschaftliche Kräftemessen in den letzten Jahren hat innerhalb europäischer Unternehmen zu einem starken Verlangen nach neuen Wachstumspotentialen und der Suche nach unerschlossenen und nicht ausgeschöpften Exportmärkten für ihre Güter und Dienstleistungen geführt.

In vielen Unternehmen führte das zu einer erneuten Fokussierung auf Asien. Traditionelle asiatische Wirtschaftsmächte wie China und Japan blieben vom jüngsten wirtschaftlichen Abschwung nicht verschont, dennoch gibt es noch viele Bereiche mit kontinuierlich steigendem Ertragspotential in Asien und eine große Anzahl dieser Länder sind Mitglied der Vereinigung Südostasiatischer Nationen (ASEAN).

Aus diesem Grund bereiten sich immer mehr europäische Unternehmen darauf vor, beträchtliche Summen für ihre Geschäftsbeziehungen mit ASEAN-Mitgliedsstaaten bereitzustellen und zu investieren. Viele sehen darin ihre wesentliche strategische Zielrichtung und das Interesse an erweiterten wirtschaftlichen und handelsbezogenen Aktivitäten zwischen der EU und ASEAN ist höher denn je. 

Klare Wachstumschancen

In einem kürzlich vorgelegten Bericht des EU-ASEAN-Wirtschaftsrates wurde abermals die zunehmende ökonomische Bedeutung des ASEAN-Blocks herausgestrichen. Er umfasst die Länder Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam.

Das Exposee war an über 200 Führungskräfte in europäischen Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen in Südostasien gerichtet und zeigte auf, dass 74 Prozent der Betriebe für das Jahr 2016 einen Anstieg ihrer Einnahmen in Zusammenhang mit ihrer Geschäftstätigkeit in ASEAN-Ländern prognostizieren und 74 Prozent von ihnen erwarten, dass der Stellenwert und die Bedeutung von ASEAN in Bezug auf globale Erträge innerhalb der nächsten fünf Jahre zunehmen wird.

Die EU ist bereits die umfangreichste Ursprungsregion für ASEANs Direktinvestitionen im Ausland und deren zweitgrößter Handelspartner nach China und es gibt noch sehr großen Wachstumsspielraum in diesem Bereich. Tatsächlich planen zwei Drittel der, in diesem Report befragten Unternehmen, in Richtung ASEAN zu expandieren und ihre Geschäftsfelder und Arbeitsbeschaffungsaktivitäten in ASEAN-Staaten auszubauen, während 85 Prozent der Befragten planen, ihren regionalen Handel zu erweitern und Investitionen zu erhöhen. Im Gegensatz dazu beabsichtigen weniger als die Hälfte der in China angesiedelten europäischen Unternehmen zu expandieren.

Donald Kanak, Vorsitzender des EU-ASEAN-Wirtschaftsrates (Business Council), hielt fest: "Es ist offenkundig, dass europäische Unternehmen optimistisch sind und im Hinblick auf weiteres und zukünftiges Wachstum in ASEAN-Staaten investieren. Inmitten einer herausfordernden Periode für die gesamte Weltwirtschaft ist Südostasien ein konjunktureller Aktivposten und europäische Unternehmen streben nach Investitionen am rasant wachsenden Verbrauchermarkt und nach Anlagen an zunehmend eingebundenen Produktionsstandorten in dieser Region."

Die Notwendigkeit einer Neuregelung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der EU und ASEAN

Um dieses Potential jedoch bestmöglich ausschöpfen zu können, müssen zuerst eine Reihe von wesentlichen administrativen Hindernissen und Hürden und politischen Herausforderungen in kooperativen Gesprächen und Verhandlungen zwischen den zwei Wirtschaftsblöcken erörtert und gelöst werden.

Aktuell sind mehr als die Hälfte - 52 Prozent - der europäischen Unternehmen der Überzeugung, dass ASEAN-spezifische Handelsbarrieren ihre Lieferketteneffizienz behindern und 44 Prozent der EU-Betriebe halten fest, dass sie Wettbewerbsverzerrungen gegenüber lokalen und regionalen Unternehmen, einschließlich staatseigener und regierungsverbundener Einrichtungen und Unternehmungen ausgesetzt sind.

All diese Problemstellungen könnten bei den Vermittlungen zu einem neuen Handelsabkommen erörtert und neu geregelt werden - ein Schritt, den sich viele europäische Unternehmen sehnlichst wünschen. Die Verhandlungen zu einem EU-ASEAN-Freihandelsabkommen (FTA) begannen im Jahre 2007, wurden aber 2009 unterbrochen und zwar zugunsten bilateraler Gespräche zu Handelsabkommen mit einzelnen Mitgliedstaaten, welche als Bausteine im Hinblick auf ein zukünftiges interregionales Abkommen fungieren sollten.

In Potentialanalysen durch den EU-ASEAN-Wirtschaftsrat gaben 66 Prozent der Unternehmen an, dass sie großes Interesse an einem europäischen interregionalen Freihandelsabkommen (FTA) mit ASEAN hätten und 58 Prozent dieser Unternehmen äußerten die Befürchtung, dass sie einem Wettbewerbsnachteil ausgesetzt sein würden, wenn ein solches Abkommen nicht zustande käme.

Die nächsten Schritte?

Im Hinblick auf diese Erkenntnisse fordert der EU-ASEAN Business Council (Wirtschaftsrat) Repräsentanten aus Industrie und Regierungen zur Zusammenarbeit hinsichtlich der Gestaltung und Ausformung engerer wirtschaftlicher Beziehungen und Bindungen zwischen den beiden Regionen auf. Das oberste Ziel dieser Bemühungen ist die Erreichung und Sicherung eines, für beide Seiten zufriedenstellenden Freihandelsabkommens.

Der Wirtschaftsrat drängt im Speziellen auf einen rascheren Abschluss der bestehenden Verhandlungen zu einem Freihandelsabkommen und des Weiteren darauf, dass häufigere und regelmäßigere Zusammenkünfte und effizienterer Austausch zwischen den Regierungen und dem Privatsektor der EU und ASEAN stattfinden. Man forciert darüber hinaus kontinuierliche Fortschritte bei den Beratungen hinsichtlich einer Liberalisierung des Handels innerhalb der ASEAN-Mitgliedsstaaten und ihren externen Handelspartnern.

Der Vorstand des EU-ASEAN-Business Councils, Herr Chris Humphrey betonte: "Der EU-ASEAN-Business Council findet seitens europäischer Unternehmen entschlossene Unterstützung hinsichtlich des Abschlusses eines hochqualitativen, interregionalen Freihandelsabkommens, das den Anforderungen des 21. Jahrhunderts entspricht, und wir verpflichten uns dazu, dieses Vorhaben gemeinsam mit der EU-Kommission und den nationalen Regierungen von ASEAN zu realisieren."


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