Multinationale Unternehmen stehen angesichts der sich ständig ändernden internationalen rechtlichen Anforderungen vor großen Compliance-Herausforderungen. Zoll- und Trade-Compliance-Management hat einen erheblichen Einfluss auf Produktionsstandort- und Einkaufsentscheidungen, Lieferzeiten, Kosteneinsparungen und Wettbewerbsvorteile. Daher ist es entscheidend, dass die geeignete GTM-Software (Global Trade Management) vorhanden und vollständig in die gesamte IT-Infrastruktur eines Unternehmens integriert ist (z. B. in die ERP Hostsysteme) sowie in seine Zoll- und Trade-Compliance-Geschäftsprozesse, um die Effizienz zu erhöhen, für Transparenz zu sorgen, Compliance-Risiken zu minimieren und Kosten zu sparen.
All das liefert MIC. MIC ist der weltweit führende Anbieter von globalen Zoll- und Trade-Compliance-Softwarelösungen und bietet eine einzigartige konfigurierbare GTM-Softwarelösung, die die Anforderungen von Unternehmen jeder Größe in jeder Branche erfüllt, die ein internationales Zoll- und Trade-Compliance-Management benötigen. Die Software wird organisch entwickelt und auf einer einheitlichen technischen Plattform bereitgestellt. 1 GTM-System mit 1 Datenbank, 1 grafischen Benutzeroberfläche und 1 konsistenten Serviceorganisation – weltweit.
Bereits mehr als 700 Kunden in über 55 Ländern auf sechs Kontinenten nutzen die Zoll- und Trade-Compliance-Software von MIC, darunter auch das Magna Steyr Werk in Graz (Magna Steyr Fahrzeugtechnik AG & CO KG).
Das Magna Steyr Werk in Graz – ein Überblick
Eine besondere Rolle innerhalb von Magna nimmt das Magna Steyr Werk in Graz ein. Neben seiner 100-jährigen Geschichte zeichnet sich der Standort durch seine Größe und Komplettfahrzeugkompetenz aus. Der Standort Graz ist der weltweit größte Magna-Standort innerhalb von Magna International. Mit dem aktuellen Produkt- und Modellmix deckt Magna Steyr die gesamte Bandbreite der Antriebstechnologien ab – vom Verbrennungsmotor über Plug-In Hybride bis hin zu reinen Elektrofahrzeugen. Damit ist Magna der erste und derzeit einzige Fahrzeughersteller weltweit, der diese breite Fahrzeugpalette für unterschiedliche Kunden herstellt.
Quelle: https://www.magna.com/de/unternehmen/unternehmen/magna-gruppen/magna-steyr
Verwendete MIC-Module und was verfügbar ist
MIC stellt Magna in Graz bereits seit mehr als 25 Jahren Teile seiner Zoll- und Trade-Compliance-Softwarelösungsplattform zur Verfügung. Unter den MIC-Modulen, die Magna Steyr in Graz einsetzt, finden Sie beispielsweise MIC-CUST® für Importe und Exporte sowie aktive Veredelung (Inward Processing relief = IPR), MIC Intra für Instrastat Meldungserstellung oder MIC OCS für die Verwaltung von Langzeit-Lieferantenerklärungen (Supply Chain Solicitation = SCS). All dies wird vor Ort und mit spezifischen Schnittstellen zum ERP-System von Magna durchgeführt, um die Anforderungen von Magna vollständig zu erfüllen.
Insgesamt gesehen besteht die gesamte Palette der Zoll- und Trade-Compliance-Softwarelösungen von MIC aus folgenden Modulen:
- Global Trade Content Services (MIC GTCS) für die verschiedenen Zoll- & Trade-Compliance-Prozesse (z. B. Warenlisten für die Exportkontrolle, Wechselkurse, Codelisten wie Zollämter, Zolltarife usw.), die über 150 Länder abdecken und automatische regelmäßige Updates für alle MIC-Module gewährleisten.
- Central Classification System (MIC CCS) unterstützt Unternehmen bei der Automatisierung des Zolltarifierungs- und Exportkontrollklassifizierungsprozesses mit nutzervalidierten Select- und Matchingregeln, Entscheidungsbäumen und Vorschlagsalgorithmen, die künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen (KI/ML) nutzen, um eine konsistente Klassifizierung bzw. Tarifierung über alle Produkte weltweit zu erreichen, das erhöht die Compliance und reduziert den Arbeitsaufwand und Kosten.
- Origin Calculation System (MIC OCS) für die automatisierte Verwaltung von Lieferantenerklärungen über ein innovatives Lieferanten-Webportal und automatisierte präferenzielle und nicht-präferenzielle Ursprungsberechnung mit vollständigem Audit-Trail für über 250 Freihandelsabkommen (FTA) weltweit.
- Globales Zollmanagement für automatisierte elektronische Export- und Importverzollungsprozesse (MIC-CUST®) mit lokalen Zollbehördensystemen in über 55 Ländern auf 6 Kontinenten, einschließlich besonderer Verfahren wie aktive Veredelung (IPR), Zolllager (BWH), Foreign Trade Zone (FTZ), Freihandelszone (FZ), Verarbeitungshandel und andere. Dazu gehört auch das gesetzlich vorgeschriebene Bestandsmanagement.
- Export Control Management (MIC ECM) für die ausfuhrrechtliche zentrale Prüfung der Geschäftstransaktionen inkl. Prüfung gegen Sanktionslisten, Embargoprüfungen, Endverbraucher-/Endverwendungsprüfung bzw. Dual-Use-Reviews, Identifizierung von Lizenzanforderungen und Lizenzmanagement.
- MIC Data Analytics & Visualization sammelt, übersetzt und transformiert Daten aus unterschiedlichen Quellen (z. B. Behördenreports, Broker-Anmeldedaten, MIC-CUST® Import, MIC-CUST® Export, interne IT-Systeme) in eine lesbare Sprache gemäß WCO, EU und landesspezifischen Datensätzen. Im Kontext von Trade-Content wie Zolltarifen und Freihandelsabkommen werden diese Datensätze zu verwertbaren Informationen. All diese Informationen werden so aufbereitet, dass sie schnell und einfach visualisiert werden können, entweder über APIs in hauseigenen Lösungen oder direkt auf der MIC-Plattform zur Analyse und Interpretation.
Der Ruf nach mehr aufgrund von Global Sourcing
Wie bereits oben erwähnt, nutzt Magna Steyr in Graz seit den 1990er Jahren einige der Zoll- und Trade-Compliance-Softwarelösungen von MIC. Eine davon ist das Supply Chain Solicitation (SCS) System von MIC, das für die Verwaltung von Lieferantenerklärungen als B2B-Webportallösung verwendet wird und ein von zwei Teilen des MIC OCS ist. Damit haben Kunden wie Magna in Graz die Möglichkeit, Lieferantenerklärungen effizient zu verwalten. Im Allgemeinen werden die folgenden Funktionen in OCS SCS abgedeckt:
- Zuweisung und Pflege von Lieferanten sowie workflow-basierte Zuteilung von Lieferanten an ausgewählte Teammitglieder
- Globale Standardisierung des Lieferantenerklärungs-Managementprozesses
- Automatische Erfassung von Schlüsselinformationen für Lieferantenerklärungen durch ERP/Host-Systemintegration(en)
- Manuelle und/oder automatisierte Anforderung von Lieferantenerklärungen – per Web, E-Mail oder Papier
- Webportal zur direkten Dateneingabe bzw. File-Upload durch den Lieferanten inkl. Möglichkeit zur Deaktivierung/Änderung bestimmter Artikel- bzw. Ursprungsinformationen sowie Eingabe zusätzlicher Informationen (z. B. Exportkontrollklassifizierung, Tarifnummer, uvm.)
- Automatisierter, intelligenter Follow-Up-Prozess mit Mahnwesen
- und viele mehr
Eine effiziente Lieferantenverwaltung ist jedoch nur eine Seite der Medaille, wenn es darum geht, die Vorteile von Freihandelsabkommen (FTA) zu nutzen. Darüber hinaus erfordert es die Fähigkeit zu einer optimierten und rechtskonformen Kalkulation des präferenziellen Ursprungs eines Fertigerzeugnisses.
Gerald Lorbek, Senior Manager Customs Compliance & Export bei Magna Steyr in Graz, sagte: „Wir verwalten schon seit mehreren Jahren Langzeitlieferantenerklärungen mit der MIC-Anwendung (OCS SCS)“, und fuhr dann fort, „aber die Berechnung des präferenziellen Ursprungs wurde mit einer externen Anwendung durchgeführt und war nicht vollständig integriert. Durch das globale Sourcing wird es immer schwieriger, die verschiedenen Präferenzregelungen für die Fertigerzeugnisse zu erreichen. Außerdem ist es mit dem Vorgängersystem nicht möglich, einen Audit-Trail/Protokollierung durchzuführen. Simulationsberechnungen waren mit der bestehenden Anwendung auch nicht möglich.“
Für globale Unternehmen wie Magna Steyr in Graz, die Rohstoffe und Teile von verschiedenen Quellen auf der ganzen Welt beziehen, ist es wichtig zu wissen und zu verstehen, dass Freihandelsabkommen ihnen weltweit potenzielle Zolleinsparungen bieten und damit einen Wettbewerbsvorteil schaffen. Solche Einsparpotenziale und Wettbewerbsvorteile können Unternehmen jedoch nur als Hebel dienen, wenn sie eine Reihe komplexer Ursprungsregeln einhalten und eine detaillierte Dokumentation durchführen. Dies erfordert, dass sie gesetzes- und prüfungskonforme Prozesse und Software zur Ermittlung des Warenursprungs etablieren, um mögliche Bußgelder und zukünftige ungeplante Kosten zu vermeiden.
Die bei Magna Steyr in Graz bestehende Lösung zur Berechnung des präferenziellen Ursprungs konnte dies, wie von Herrn Lorbek beschrieben, nicht vollständig abbilden und so entschied sich Magna Steyr in Graz, nach einer anderen Lösung zu suchen.
Einführung des Warenursprungs-Kalkulationsmoduls OCS CALC von MIC
Die Anforderungen an die neue Software zur Berechnung des präferenziellen Ursprungs waren klar bestimmt, berichtete Herr Lorbek: „Die Anforderung war, dass die Präferenzursprungskalkulation vollständig in das langfristige Managementsystem der Lieferantenerklärungen integriert werden muss – das war das Modul MIC-SCS. Darüber hinaus war es wichtig, alle Methoden zur Verbesserung des präferenziellen Ursprungsergebnisses zu nutzen, wie z. B. Baugruppenberechnung, Berücksichtigung von teilpräferenziellen Anteilen bestimmter Komponenten, um die produkt- und handelsabkommensspezifische Ursprungsregel für die entsprechenden Fertigerzeugnisse zu erreichen. Auch nachträgliche Änderungen des „ab Werk“-Preises müssen bei der Berechnung des präferenziellen Ursprungs berücksichtigt werden.“
Und genau das unterstützt OCS CALC von MIC für eine Vielzahl von Freihandelsabkommen weltweit. Es ist vollständig in OCS SCS, dem Modul zur Verwaltung von Lieferantenerklärungen, integriert und ermöglicht eine optimierte Berechnung des Warenursprungs auf Basis mehrstufiger Stücklisten, was zur Erstellung der entsprechenden Herkunftsnachweisdokumentation führt. Darüber hinaus ist jeder Prozessschritt über einen vollständigen Audit-Trail nachvollziehbar. Veränderungen der Ursprungseigenschaft der Ware werden zuverlässig erkannt, betroffene Waren neu berechnet und somit die Compliance laufend aufrechterhalten.
All dies sowie die Tatsache, dass Magna Steyr in Graz seit mehr als 25 Jahren MICs Zollanwendung einsetzt, inkl. MIC OCS SCS, führten dazu, dass Magna auf das Ursprungskalkulationssmodul OCS CALC von MIC umstieg. Diese Entscheidung gab Magna Steyr in Graz die Möglichkeit, sowohl die Verwaltung von Lieferantenerklärungen als auch die Berechnung des präferenziellen Ursprungs von Waren in einem System laufen zu lassen.
OCS CALC ermöglicht Kunden wie Magna in Graz eine optimierte Warenursprungsberechnung mit folgenden Features:
- Top-Down, Bottom-Up und Vorteilskalkulation bringen viel mehr positive Ursprungsrechnungsergebnisse
- Bestimmung des präferenziellen Warenursprungs sowie des handelsrechtlichen Ursprungs (für einzelne Produkte oder Produktsortimente)
- Leistungsstarke Warenursprungsberechnung sowohl für flache als auch mehrstufige Stücklisten
- Konfigurierbare Standardwerte und Toleranzschwellen sind verfügbar
- Berechnung des Schwellenwerts (Mindestverkaufspreis)
- Unterstützung der Min-/Max-Preislogik
- Werks- und systemübergreifende Berechnung des Warenursprungs
Das ultimative Highlight unter diesen Berechnungsfunktionen ist die einzigartige Vorteilskalkulation von MIC. Diese Mischung aus einer Top-Down-, Bottom-Up- und Akkumulationsberechnung bringt viel mehr positive Ursprungskalkulationssergebnisse, was für die Kunden von MIC ein echter Game-Changer ist.
Der Projektverlauf und die Herausforderungen
Neben der Implementierung der Standard-Software-Features des MIC OCS CALC-Moduls mussten einige Magna-Steyr-spezifische Anforderungen entwickelt werden. Änderungen in der Preisfindungslogik, zusätzliche Funktionen in der Stücklistenauflösung, Implementierung der PAB-Teilelogik von Magna, Integration mit dem ERP-System von Magna, um nur einige davon zu nennen.
Vor diesem Hintergrund kann man sagen, dass der Start und das Go-Live des Projekts ganz den Erwartungen entsprachen, die Projektkommunikation war hervorragend. Allerdings gab es im Projektverlauf auch einige Hürden zu nehmen.
Herr Lorbek sagte: „Das Projektmanagement von MIC war strukturiert. Während der Workshops konnte MIC nicht alle spezifischen Anforderungen erfüllen, aber am Ende wurde eine Lösung gefunden, die dieses Projekt in keiner Weise beeinträchtigt.“ Auf die Frage, ob es besondere Herausforderungen gegeben habe, antwortete Herr Lorbek: „In Bezug auf die Systemleistung: Die riesige Datenmenge und die Verarbeitung all dieser Daten innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens. Es gab einige Probleme mit der Berichterstattung, aber MIC hat am Ende auch diese gelöst … und das Projekt wurde innerhalb des vereinbarten Zeitrahmens abgeschlossen.“
Schlusskommentare
Mit Blick auf die Ergebnisse des Projekts sagte Herr Lorbek: „Verbesserungen und Vorteile hinsichtlich des Präferenzergebnisses ergeben sich durch Maßnahmen wie Baugruppenberechnung, Berücksichtigung präferenzieller Anteile von bestimmten Komponenten sowie die Nutzung von Freihandelsabkommen-spezifischen Ursprungsregeln. Außerdem würde uns MIC OCS die Kalkulation des präferenziellen Ursprungs für zusätzliche Produktionsmengen ermöglichen.“
Abschließend gab Herr Lorbek den folgenden Rat für diejenigen, die ein ähnliches Projekt durchführen und erfolgreich sein möchten: „Verkaufszahlen für verschiedene Märkte für die Fertigprodukte sollten vorliegen. Die Verfügbarkeit von Schnittstellen aus dem ERP bezüglich Stücklisten, Materialkosten, Endverbleib der Produkte und Verkaufspreise sollte gegeben sein.“