Obwohl die EU als eine einzige Zollunion agiert, müssen sich Händler immer noch mit einem Flickenteppich aus Meldevorschriften und nationalen Zollbehörden auseinandersetzen, da jeder Mitgliedstaat über eigene Systeme verfügt.
Dies soll sich jedoch in den kommenden Jahren ändern, wenn bedeutende EU-Zollreformen in Kraft treten. Das Projekt wird voraussichtlich die größte Überarbeitung der Zollunion seit ihrer Gründung im Jahr 1968 sein und dürfte daher zu neuen Anforderungen an die Berichterstattung und Einhaltung von Vorschriften durch Importeure und Exporteure führen.
Warum wird reformiert?
Die erstmals im Jahr 2023 angekündigten Änderungen sollen das EU-Zollsystem einfacher und zweckmäßiger machen. Hauptziele sind die Modernisierung des Systems und die Anpassung an eine digital ausgerichtete Zukunft. Dies wurde unter anderem durch Faktoren wie das wachsende Handelsvolumen, den verstärkten Einsatz digitaler Tools und KI sowie die Notwendigkeit einer höheren Sicherheit im Zollwesen vorangetrieben.
Laut der Europäischen Kommission gibt es drei Grundpfeiler der Änderungen. Hierbei handelt es sich um:
- Bessere Partnerschaften mit Unternehmen: Die Pläne sehen die Schaffung eines einzigen EU-Zolldatenzentrums vor, das Unternehmen den Zugang zu einem einzigen Portal für alle ihre Zollanmeldungen ermöglicht, sodass sie ihre Daten nur einmal einreichen müssen und diese für alle Behörden zugänglich sind.
- Intelligentere Zollkontrollen: Zollbehörden werden in der Lage sein, Lieferketten und Produktionsprozesse aus der Vogelperspektive zu betrachten und mithilfe von künstlicher Intelligenz Daten zu analysieren und Probleme zu erkennen. Dies sollte es ermöglichen, Unternehmen, die gegen Vorschriften wie Einfuhrverbote oder Nachhaltigkeitsanforderungen verstoßen, leichter zu identifizieren.
- Modernere Regeln für den elektronischen Handel: Die letzte Säule ist stärker auf den Verbraucher ausgerichtet und stellt gleichzeitig sicher, dass online in die EU verkaufte Waren allen zollrechtlichen Vorschriften entsprechen: Die Zollberechnung für Importe mit geringerem Wert wird vereinfacht, die 150-Euro-Schwelle für Zollgebühren aufgehoben und die Verantwortung für die Einhaltung der Vorschriften vom Käufer auf den Verkäufer verlagert.
Wie sieht der voraussichtliche Zeitplan aus?
Die Umstellungen werden ein fortlaufender Prozess sein, bei dem die wichtigsten Phasen im Laufe des kommenden Jahrzehnts schrittweise eingeführt werden. Zu den wichtigsten Meilensteinen, die in den ersten Plänen festgelegt wurden, gehören:
2028: EU-Zoll-Daten-Hub geht für E-Commerce-Unternehmen online
2032: Alle Unternehmen können den Hub auf freiwilliger Basis nutzen
2038: Nutzung des Hubs wird für alle Unternehmen, die in die EU importieren, verpflichtend
Es scheint daher, dass Unternehmen genügend Zeit haben, sich vorzubereiten, und es keine Entschuldigung dafür gibt, nicht auf die Änderungen vorbereitet zu sein. Es gibt jedoch Vorschläge, dass die EU diesen Prozess beschleunigen will. Tatsächlich wurde berichtet, dass Bedenken hinsichtlich Zoll- und Mehrwertsteuerbetrug dazu führen könnten, dass einige Elemente der Reformen bereits 2026 vorgezogen werden.
Was bedeutet das für Importeure und Exporteure?
Der Hauptvorteil des neuen Systems für Importeure und Exporteure sollte darin bestehen, dass die Verfahren zur Abgabe von Zollerklärungen und zur Gewährleistung ihrer Übereinstimmung mit den EU-Zollvorschriften wesentlich vereinfacht werden.
Durch die Nutzung einer einzigen digitalen Plattform soll der für Ein- und Ausfuhren erforderliche Verwaltungsaufwand erheblich reduziert werden. Dies dürfte sich direkt in Zeit- und Kosteneinsparungen für Unternehmen niederschlagen, wobei die EU schätzt, dass Unternehmen davon jährlich bis zu 2,7 Milliarden Euro profitieren werden.
Der neue „Vertrauens- und Kontrollstatus“ für zugelassene Händler wird das bestehende Programm für zugelassene Wirtschaftsbeteiligte stärken und es Importeuren ermöglichen, ihre Waren ohne aktives Eingreifen der Zollbehörden in den EU-Verkehr zu bringen.
Um dafür in Frage zu kommen, müssen Unternehmen nachweisen, dass ihre Geschäftsprozesse und Lieferketten vollständig transparent sind. Daher ist es für Unternehmen sinnvoll, frühzeitig mit der Planung zu beginnen und die richtigen Tools und Unterlagen bereitzustellen, um die Zertifizierung so reibungslos wie möglich zu gestalten.